Personalentscheidungen kosten Umsatz

Haben Sie sich schon einmal in Ihrem eigenen Unternehmen beworben? Nein. Dann versuchen Sie es einmal. Sie werden vielleicht erstaunt sein, was Sie dabei mit Sicherheit noch verbessern können. Die kommenden Zeilen sollen Entscheider, Bewerber, Geschäftsführer und Unternehmer gleichermaßen ansprechen. Weil es mir in diesem Artikel darum geht, mit klaren Worten einen Bereich in Unternehmen anzusprechen, der meines Erachtens zu wenig Aufmerksamkeit erfährt: Personalentscheidungen und deren Auswahl.

Fachkräftemangel ist in aller Munde. Employer Branding Verantwortliche schießen wie die Pilze aus dem Boden. Jedes Unternehmen hechelt nach Mitarbeitern. Erst vor kurzem hat mir ein befreundeter Unternehmerkollege, der sechs Mitarbeiter hat und im Softwarebereich tätig ist, gesagt, dass er seit vorigem Jahr einen Wachstumsstop hat, weil er keine Mitarbeiter findet. Hierzu wäre Sichtbarkeit als Arbeitgeber eine mögliche Lösung. Umgekehrt verhält es sich allerdings, wenn Personalentscheidungen nicht von direkten Entscheidern wie ihm, sondern von Auswählern in Personalabteilungen und deren Prozessen und Entscheidungen getroffen werden.

 

Lebenslauf vor Kompetenz

Wir bewerben uns noch so wie vor 50 Jahren und meinen, dass Bewerberplattformen und komplizierte Eingaben von Volksschulzeiten von Nöten sind, um in einen Bewerberpool aufgenommen zu werden. Dabei gibt es andere Möglichkeiten. So hat vor kurzem eine große Zeitung ein Video von Bewerbern gefordert, in dem diese erzählen sollten, warum gerade sie diesen Job haben möchten. Umgekehrt können Sie als Unternehmer ein Video machen und damit Bewerber direkt ansprechen.
Algorithmen entscheiden auch darüber, welcher Lebenslauf schließlich von einem echten Menschen gelesen wird. Chatbots werden dafür mittlerweile eingesetzt. Auch sprachlich am Telefon! Passt der Lebenslauf nicht, wird er aussortiert. Wie sonst ginge dies, wenn ich um 23:00 eine Bewerbung versende und um 2:15 eine Standard-Absage erhalte? Wollen Sie Standard sein?

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass eine gute Bewerbung viel Zeit und Recherchearbeit braucht? Das sich Menschen damit wirklich Mühe gegeben haben?

 

Der Algorithmus schweigt.

 

Störfaktor Bewerber:in

Wie reagieren Sie, wenn Bewerber einmal das Telefon in die Hand nehmen und Sie anrufen. Sie stören den Ablauf! So zumindest meine Erfahrung. Ich rufe gerne einmal an und frage nach. Ich wäre ansonsten ein schlechter Verkäufer. Dazu einen kurzen Vergleich: Es gibt Unternehmen, die Mystery-Shopper in Filialen schicken, um zu sehen, wie gut der Kundenservice ist. Warum gibt es keine Mystery-Employer, die einmal Ihren Bewerbungsablauf testen? Ich stelle mich dazu gerne zur Verfügung.

 

Warum Personalentscheidungen Umsatz kosten

Wenn Sie schon Energie in Employer Branding und digitale Lösungen zur Auswahl von Bewerbern stecken, sollten Sie mit bedenken, dass es viele Punkte gibt, die zum einen Bewerber abstoßen, sich bei Ihnen zu bewerben und zum anderen, warum Sie möglicherweise die falschen Bewerber ablehnen. Lange Wartezeiten, keine automatischen Antwortmails, keine Einblicke in den Bewerbungsprozess, oder noch besser: Gar keine Antwort. Von Fehlbesetzungen in Führungspositionen erst gar nicht gesprochen. Die Personalabteilung ist wie Ihr Vertrieb oftmals der erste Kontakt zum Unternehmen. Dies wird leider immer öfter vergessen.

 

Wo Licht, da auch Schatten. Nicht alle Unternehmen agieren so, wie beschrieben. Viele sind Leuchttürme geworden, jedoch verlieren viele Unternehmen den Menschen immer mehr aus den Augen. Bewerber wollen mehr über Unternehmen als Informationen erfahren, was Sie können sollten, tun müssen und was Sie bieten. Dabei wäre es ganz leicht, seine ungeschönte Story zu erzählen und damit die Bewerber zu erhalten, die zum Unternehmen passen. Wenn Sie das nächste Mal wieder darüber nachdenken, wie Sie neue Mitarbeitende finden, sollten Sie den Prozess eines Bewerbers oder einer Bewerberin ebenso mit evaluieren.

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